Foreseen - Untamed Force LP

Wie viele Hardcore-Bands, geschweige denn Metal-Bands, übertreffen auf ihrer dritten LP alle bisherigen Leistungen? Manche mögen argumentieren, dass "Feel The Darkness" die Blütezeit von Poison Idea war. Man könnte auch "Master Of Puppets" und "Reign In Blood" anführen, wenn man so will. Seien wir ehrlich, das sind die Ausnahmen von der Regel. Und doch, wie ein Eispickel in der Augenhöhle der Logik, steht hier Foreseen mit "Untamed Force". In dem von Landminen übersäten Crossover-Feld, in dem Bands nur allzu leicht etwas falsch machen können, überleben Foreseen nicht nur das Todesurteil ihres zweiten Albums "Grave Danger" (2017), sondern begeben sich auf einen Amoklauf mit stumpfer Gewalt. "Untamed Force" in der Tat. Selten war ein Albumtitel passender. Sänger Mirko Nummelin klingt nach 12 Jahren wütender denn je. Die Arme und Füße von Schlagzeuger Mårten Gustafsson erzeugen genug Kraft, um Finnland energieautark zu machen. Und schließlich, um die Band über den Rand zu schieben und Foreseen von uns schwachen Bastarden zu trennen, haben wir das neue Mitglied Ville Valavuo, das zusammen mit Jaakko Hietakangas das wohl tödlichste Sechssaiter-Tag-Team der Szene bildet. Die Kraft von Foreseen ist ungezähmt, aber gleichzeitig getragen von harter Arbeit, der Liebe zum Handwerk und zu ihrer musikalischen Gemeinschaft, und absolut keinen Ausreden. Reinhauen, aushalten, rausstampfen, schießen, um zu töten. Foreseen sind für Headbanger, die nicht durch Click-Tracks und digitale Aufnahmen gehirngewaschen wurden. Foreseen sind für Punks, die mit einem Synthie-Intro und harmonisierten Soli umgehen können. 2022 ist "Untamed Force" das Leitmotiv, das die Kings of Hardcore Thrash inspirieren, aber nicht nachahmen können.